SIRPLUS - DIE LEBENSMITTELRETTER

18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen. Das entspricht einer LKW-Ladung pro Minute. Unglaublich, oder? Aber warum landen noch genießbare Lebensmittel überhaupt in der Tonne? Dafür gibt es verschiedene Gründe: Manche stehen kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) oder haben dieses schon überschritten, andere haben einen Druckfehler auf der Verpackung oder der Hersteller des Produkts ist insolvent gegangen. Es gibt aber auch Speisen, die einfach keine Saison mehr haben oder die aus dem Sortiment genommen werden und deshalb im Müll landen.

Das Berliner Start-up SIRPLUS hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Lebensmittel vor der Tonne zu retten: Sie kaufen überschüssiges, aber noch bestens genießbares, Essen von Herstellern, Händlern und Landwirten auf. Und verkaufen es – bis zu 80 Prozent günstiger – in ihren Rettermärkten in Berlin und über ihren Online-Shop. Etwa 700 Tonnen Lebensmittel konnten sie so im letzten Jahr retten. Das entspricht über 1,5 Millionen Mahlzeiten! Wir haben mit Gründer Raphael gesprochen.

Raphael Fellmer ist der Gründer und CEO von SIRPLUS ©MarkthalleNeun

Avocadostore.de: Warum ist es so wichtig, Lebensmittel nicht einfach wegzuschmeißen?

Raphael: Wenn Essen weggeworfen wird, schmeißen wir dabei nicht nur das wertvolle Lebensmittel selbst weg, sondern auch das Wasser und die gesamte Energie, die durch Produktion, Arbeit, Transport und Verpackung in das Lebensmittel gesteckt wurden. Acht Prozent aller Treibhausgase entstehen durch Lebensmittelverschwendung. Ich finde, dass es höchste Zeit ist, dass wir alle nachhaltiger mit den Ressourcen der Erde umgehen.

Du hast SIRPLUS zusammen mit deinem Freund Martin gegründet. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Ich setze mich schon seit knapp zehn Jahren gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein. Zuerst war ich Mülltaucher, dann habe ich gemeinsam mit Martin die Lebensmittelretten-Bewegung foodsharing.de initiiert und aufgebaut. foodsharing funktioniert nach wie vor sehr gut, hat aber auch Grenzen, da das Prinzip auf ehrenamtlichen Helfern basiert. Wir kamen auf die Idee, direkt mit Produzenten und Händlern zusammenzuarbeiten und ihnen die Lebensmittel, welche die Tafeln und foodsharing nicht retten, direkt für kleines Geld abzunehmen und es in Supermärkten für gerettete Lebensmittel, sogenannten Rettermärkten, günstig weiterzuverkaufen. Den ersten Laden haben wir letztes Jahr im September in Berlin eröffnet. Sechs Monate später startete der Verkauf über unseren Onlineshop, damit auch Menschen, die nicht in Berlin wohnen, leicht an die geretteten Lebensmittel kommen können.

Das SIRPLUS-Team bei der Eröffnung des Rettermarktes in Berlin Steglitz

Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, welche Produkt noch verkauft werden?

Wir arbeiten mit Laboren zusammen, denen wir regelmäßig unsere geretteten Lebensmittel zum Testen schicken und unsere Lebensmitteltechnologin prüft alle Lebensmittel sensorisch. Manche Lebensmittel, zum Beispiel Salz oder Nudeln, können auch Jahre nach Überschreiten des MHDs noch bedenkenlos gegessen werden. Bei anderen Produkten ist die Zeitspanne geringer, wie zum Beispiel bei Popcorn. Denn das darin enthaltene Fett wird irgendwann ranzig. Es ist also von Produkt zu Produkt unterschiedlich. Wir möchten unsere Kunden dazu anregen, wieder auf ihre Sinne zu vertrauen: riechen, fühlen, schmecken, statt nur das MHD zu checken. Vor 35 Jahren gab es noch kein MHD. Zu der Zeit war noch ein viel größeres, intuitives Verständnis der Genießbarkeit von Lebensmittel in der Gesellschaft vorhanden. Wir bieten aber auch Lebensmittel an, die nur einen Druckfehler auf dem Etikett haben. Zurzeit haben wir zum Beispiel eine Mate im Sortiment, in der zwei Gramm weniger Zucker enthalten sind, als auf dem Etikett ausgewiesen.

So sieht der Rettermarkt von Innen aus.

20 Prozent der Lebensmittel spendet ihr an gemeinnützigen Organisationen und soziale Projekte. Wohin gehen die Spenden konkret?

Mit unseren geretteten Lebensmitteln konnten wir bisher nicht nur zahlreiche Jugendliche, Obdachlose, Geflüchtete und andere Bedürftige unterstützen, sondern auch tolle Projekte sponsern, die sich für nachhaltige Lebenswege einsetzen oder den Tier- und Naturschutz fördern. Darunter waren zum Beispiel HiMate, verschiedene Tafeln, young caritas, Migration Hub oder Restlos Glücklich.

Danke für das Interview!

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